Ende August 2017 ging die Meldung über den Presseticker, dass die Konzernholding Stahlgruber Otto Gruber AG strategische Optionen für die Tochtergesellschaft Stahlgruber GmbH auslotet, dabei wurde auch ausdrücklich ein späterer Verkauf nicht ausgeschlossen. Damit ist Stahlgruber offiziell im Angebot auf dem Transfermarkt des internationalen Teilegroßhandels.
Welcher Teil von Stahlgruber ist betroffen? Laut Pressemitteilung scheinen sich die strategischen Überlegungen der Konzernholding auf die gesamte Stahlgruber GmbH zu beziehen, sowohl auf die inländischen als auch die ausländischen Tochtergesellschaften.
Die Konsolidierung des Teilehandels im IAM ist im vollen Gange und hat schon einige Unternehmensgebilde zu Giganten heranwachsen lassen. Nur logisch, dass sich die großen Teilnehmer in der Aftermarket Supply-Chain Gedanken machen, wo sie zukünftig stehen werden. Für ein gestandenes Unternehmen wie Stahlgruber sicherlich ungewöhnlich sich dem Markt anzubieten anstelle durch eigene Aufkäufe und Expansion mitzumischen.
Wer kommt überhaupt als strategischer Partner oder Käufer in Frage und was schließt sich aus? Immerhin ist ein großer Teil dieser Entwicklungen, in den sich der Partsmarket momentan befindet, schon vor über 30 Jahren im Reifenmarkt vorweggenommen worden.
Im Folgenden wollen wir nicht Spekulationen anheizen, sondern einige mögliche Denk-Optionen vorstellen.
Die üblichen Verdächtigen
Wenn man sich die Bewegungen der letzten Zeit im internationalen Teilegroßhandel ins Gedächtnis ruft, dann denkt man fast automatisch an Namen wie LKQ, Alliance Automotive Group, Autodis Group, Inter Cars, SAG und Uni-Select (Parts Alliance Group).
Das amerikanische Unternehmen LKQ ist sicher bestrebt den Einfluss in Europa noch weiter auszudehnen und der attraktive deutsche Markt fehlt bisher noch im Portfolio. Im Hinblick auf die Expansionsstrategie der LKQ wäre Stahlgruber ein idealer Kandidat, allerdings sind die vergangenen Bemühungen im deutschen Markt aus diversen Gründen gescheitert.
Die Alliance Automotive Group tätigte in letzter Zeit Aufkäufe in einem bemerkenswerten Tempo. Die AAG ist schon in Deutschland durch 4 Aufkäufe aktiv, aber mehr geht immer und der Weg nach Osteuropa wäre geöffnet.
Die französische Autodis hat sich zwar aus Polen wieder zurückgezogen, ist aber dafür in Italien aktiv geworden, da kommt ein weiterer Nachbar vielleicht gerade recht.
Für das polnische Unternehmen Inter Cars, sind die osteuropäischen Tochterunternehmen von Stahlgruber mit Sicherheit hoch interessant und der Weg nach Westeuropa geebnet, das würde Bestandssicherung, Ausweitung des Einflussbereiches und Positionsfestigung zugleich bewirken. Ähnliches gilt für SAG.
Die kanadische Firma Uni-Select ist ein Neuling auf dem europäischen Markt, aber wer kann schon widerstehen, wenn sich solche Chancen bieten?
Private Equity Firmen sind immer auf der Suche nach einem guten Investment und Stahlgruber wäre ja nicht der einzige Teilegroßhändler, der im Besitz eines Finanzinvestors ist. Bain (Autodis Group), Blackstone (Alliance Automotive Group) und Alpha Private Equity (Europart) sind schon sehr aktiv im internationalen Teilegroßhandel.
Weitere Kandidaten
Als weitere Kandidaten kommen auch Autohersteller in Betracht, die ein ernsthaftes Engagement im Independent Aftermarket planen, so wie PSA es mit der „Push to Pass“ Strategie praktiziert. Mit dem Kauf von Stahlgruber würde ein Autohersteller nicht nur eine funktionierende Logistikstruktur, sondern auch das entsprechende Know-how und die notwendigen Kontakte übernehmen.
Neben den Autoherstellern sind auch Teilehersteller zu nennen. Hella ist mit der Übernahme von FTZ (Dänemark) und Inter-Team (Polen) längst in das Großhandelsgeschäft mit Autoteilen eingestiegen. Auch im Online-Handel ist die Unternehmensgruppe mit der Akquise von iParts (Polen) im Aftermarket aktiv. Weiteres Engagement ist sicher nicht ausgeschlossen.
Ebenso kommen große Autohandelsgruppen in Betracht. So hat sich z.B. Autobinck in den Niederlanden mit der PartsPoint Group ein gut organisiertes IAM Teilevertriebsnetz geschaffen.
Outsider
Chinesische oder arabische Unternehmen und Investoren, die nach einem Einstieg in den europäischen Markt suchen, kommen als Kandidaten natürlich auch noch in Frage. Das Angebot ist verlockend genug.
Last but not least könnten die großen Internetriesen wie Amazon oder Ebay auf die Idee kommen ihre Aktivitäten in Sachen Online-Autoteile-Handel weiter auszubauen und im Off zu verankern.
Restrukturierung
Eine weitere Option, wäre die Veräußerung von Anteilen an der Stahlgruber GmbH, dies würde frisches Geld in die Kasse spülen und den Weg für Investitionen in das digitale Zeitalter ebnen. In diesem Fall würde Stahlgruber eine Umstrukturierung in Richtung Neuanfang planen.
Vieles ist denkbar, jedoch sind einige Szenarien aus kartellrechtlichen Gründen vermutlich eher wenig wahrscheinlich.
Aber in einer Welt, wo ein Trump zum Präsidenten der USA gewählt wird und Transfersummen von 220 Mio. für einen einzigen Fußballer ausgegeben werden, wird uns jedenfalls nichts mehr so schnell ins Staunen versetzen.
Für diejenigen, die sich einen Überblick der möglichen Kandidaten aus dem Bereich der üblichen Verdächtigen machen wollen, empfehlen wir unser Poster über die größten europäischen freien Teilehändler.
https://www.wolk-aftersales.com/iam-teile-distribution-in-poster-2017.html
Weitere Informationen:
Poster der größten IAM Teilehändler in Europa.
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